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richard schuberth

richard schuberth

narzissmus und konformität

selbstliebe als illusion und befreiung
matthes & seitz

di, 22. 1., 19 uhr

eintritt frei, wir laden zu einem glas wein

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spätestens seit donald trumps wahl ist narzissmus als tadelnswerter charakterzug wieder in aller munde. tatsächlich kennt zwar nicht jeder einen machthungrigen manager, aber doch einen (ehemaligen) lieblosen lebensabschnittspartner, auf den das urteil unbedingt zutrifft: egoman, überheblich, unsozial. in seiner ebenso elegant wie angemessen polemisch verfassten bestandsaufnahme nimmt richard schuberth unsere egozentrischen lebenswelten in den blick, vergisst dabei aber nicht das sprechen über narzissmus und dessen hochinteressante historische genese. kritikwürdiger als die persönlichkeitsstörung scheint oft ihre beurteilung: wie kommt es, dass überaus gestrengen kulturkritikern und abrechnungsfreudigen psychologen die verfemte extravaganz vor allem bei frauen und homosexuellen aufstieß? wie ist es überhaupt um das ideal einer gesellschaft bestellt, in der man sich nichts herausnehmen soll? die kritik des narzissmus erweist sich in der konkurrenzgesellschaft als einübung in den konformismus und dieser selbst als ausdruck eines kollektiven narzissmus. so ist es umso wichtiger, gesunde formen widerständiger selbstliebe zu erproben, die den pfau durchaus zum maskottchen haben dürfen.
 
richard schuberth, 1968 in niederösterreich geboren, ist schriftsteller und lebt in wien. er publizierte essaybände (u. a. zu karl kraus), romane, satirische dramen und filmdrehbücher. thematische schwerpunkte sind u. a. sprachkritik, kulturalismus und geschichte des balkanraumes. 2015 erschien sein schelmenroman chronik einer fröhlichen verschwörung.